Engin Erkiner: DIE GESELLSCHAFTLICHE KONSTRUKTION DER WIRKLICHKEIT IM ZEITALTER DER GLOBALISIERUNG: BEISPIEL SICHERHEIT Drucken

1. EINLEITUNG

Das Buch von Berger und Luckmann, Die Gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit wurde vor 43 Jahren verfasst. Sie hatten die Meinung, dass alltägliches Wissen der wichtigste Teil des menschlichen Wissens war. Dieses Wissen war mit Ort und Zeit gebunden, mit hier und jetzt. Es beinhaltet das Wissen von anderen Zeiten und Orten.

In den 60er Jahren, vor der Zeitalter der Globalisierung, konnte ein wichtiges Ereignis in den anderen Teilen der Welt unseres Leben deutlich weniger beeinflussen als heute. Sie änderte nicht unsere alltäglichen Begriffe und Typisierungen.

Im Zeitalter der Globalisierung erhöht sich die Interdependenz der Regionen. Ein wichtiges Ereignis in einer Region kann sich durch Medien auf der ganzen Welt verbreiten und auch dort das alltägliches Leben dauerhaft beeinflussen.

In dieser Arbeit will ich die Änderung der gesellschaftlichen Konstruktion der alltäglichen Wirklichkeit betrachten. Ein fernes Ereignis ist nicht nur eine Nachricht in der Fernsehen, sondern es kann unser alltägliches Leben stark beeinflussen.

Die Frage der vorliegenden Arbeit ist: Wie die Wirklichkeit der Alltagswelt sich in einer globalisierten Welt verändert?

Die Arbeit wird folgendermaßen entwickelt:

- Wichtigkeit des Buches, Die Gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit in der Geschichte der Wissenssoziologie.

- Erläuterung der zentralen Thesen des Textes.

- Aspekten der Globalisierung. Weil es zahlreiche Aspekten gibt, konzentrierte ich mich im Rahmen meines Themas besonders auf die Rolle der Medien im Alltagswelt, Beschleunigung und die Entwicklung der Kommunikation.

- Wie unsere alltägliches Leben von der Globalisierung stark beeinflusst werden kann?

- Als Beispiel wähle ich die Attacke am 11.09.2001an den Zwillings-Türme in New York, weil dieses Ereignis einen Wendepunkt der Konzepte wie Sicherheit und Gefahr in verschiedenen Ländern der Welt ist.

- Darstellung der Änderung das Konzept Sicherheit im Alltagsleben.

2. DIE GESELLSCHAFTLICHE KONSTRUKTION DER WIRKLICHKEIT

2.1. Wichtigkeit des Buches in der Geschichte der Wissenssoziologie

Das Buch von Berger und Luckmann war einen Wendepunkt in der Wissens-soziologischen Theorieentwicklung. Die Autoren beschäftigen sich mit der

Wirklichkeit der Alltagswelt, die dem Verstand des gesellschaftlichen Normal-verbrauchers zugänglich ist,. Sie hatten sich nicht mit der Ideologiekritik, falsches Bewusstsein und Weltanschauungsanalyse interessiert.

“Im Mittelpunkt steht nun vielmehr die Frage, wie das, was den Gesellschafts-mitgliedern als Wirklichkeit entgegentritt selbst das Produkt sozialer Konstruktionen ist. Damit rückt die Frage nach dem Alltagswissen und nach den Strukturen des Wissens in der Welt des Alltags an zentrale Stelle.” (Berger / Luckmann, 1980, S. 24)

Es gibt Vielfalt vom Wissen und nur einen bestimmten Teil des Wissens ist gesellschaftlich etabliert. Wissen ist gesellschaftlich konstruiert und die Wissenssoziologie untersucht wie diese geschehen zustande kommt?

Durch die Theorie von Berger und Luckmann fand die Wissenssoziologie eine neue Orientierung.

2.2. Wirklichkeit und Gesellschaft

Subjektive Erfahrungen spielte eine wichtige Rolle in der Formation unseres Bewusstseins, nur einen erheblichen Teil unseres Wissens wird gesellschaftlich vermittelt. Verinnerlichte Wissen, das zu uns ganz natürlich scheint, wird in der Realität von der Gesellschaft vermittelt.

“Wissen kann indirekt von anderen erworben werden. In der Tat ist das meiste Wissen, über das wir empirisch verfügen, ‘sozial abgeleitet’: Vieles, von dem, was wir wissen, haben wir nicht selbst erfahren. Wir haben es von unseren Eltern, unseren Lehrern, aus Büchern, aus Disketten und Computerbildschirmen.” (Knoblauch, 2005, S. 150)

Die Alltagsroutine, gesellschaftliche Zeitstruktur, Vorurteile, geschriebene und ungeschriebene Regeln wurden vorher in der Gesellschaft festgestellt und von uns als “natürliches Wissen” verinnerlicht.

Alle Menschen haben verschiedene Differenzen und Vorstellungen, aber sie teilen gemeinsam die Alltagswelt.

2.2.1. Verschiedene Berufe, Privatsphäre und Alltagsleben

Einige Berufe wie Physiker, Mathematiker und Künstler haben wenig Gemeinsam-keiten mit der Alltagswelt. Ihre berufliche Welt, ihre spezielle Sprache fand kaum Verstand in dem gesellschaftlichen Leben. Nur diese Menschen leben auch in der Wirklichkeit der Alltagswelt. Wie alle anderen, teilen sie die Alltagswelt mit anderen Menschen. Obwohl ihre berufliche Welt sie von der alltägliches Welt ablenken, trotzdem sie sind ein Teil der Alltagswelt.

Gleiche gilt für die Privatsphäre, wie z.B. die Träume der Menschen, die wenig sogar keine Gemeinsamkeit mit der Alltagswelt zu tun haben. Diese Menschen teilen die Normen und Strukturen der Alltagswelt mit den Anderen.

2.2.2. Zeitstruktur der Alltagswelt

Alltagswelt ist zeitlich strukturierte Routine Welt und diese Struktur hat eine vorarrangierte Reihenfolge. Um an den Arbeitsplatz zu fahren, man soll erst zu einem Bus einsteigen, dann umsteigen; um bestimmte Diplome zu haben, man soll erst einige Jahre Studium hinter sich haben…

Man fühlt sich ohne die Zeitstruktur der Alltagswelt desorientiert.

“Die Zeitstruktur der Alltagswelt mit ihren vorarrangierten Reihenfolgen legt nicht nur über die ‘Tagesordnung’ meiner Tage, sondern über meinen gesamten Lebenslauf. Im Koordinatensystem der Zeitstruktur halte ich mich nicht nur an meine Tagesordnung, sondern auch an die meines Lebens. Uhr und Kalender vergewissern mich, dass ich tatsächlich ‘ein Mensch meiner Zeit bin.” (Berger / Luckmann, 2004, S. 30-31)

2.2.3. Sprache und Alltagswelt

Die tägliche Sprache spielt eine wichtige Rolle in der Alltagswelt. Alltägliche Routine ist durch die Sprache etabliert. Wortschatz der alltäglichen Welt hat gleiche Bedeutung für alle Mitglieder der Gesellschaft. Die Unstimmigkeiten sind meistens mit der Fremden aus anderen Gesellschaften zu tun. Z.B wenn ein Mensch aus Mittleren Osten in der BRD ist und erfährt, dass er seine Visum bis zum 31. Mai verlängern soll, er und ein Deutscher versteht diese Aussage nicht gleich. Für eine ist die Zeitlimit bis Ende 31. Mai, für andere bis Anfang dieses Tages.

Verschiedene Gesellschaften haben verschiedene Wortschätze, oder sie verstehen vom gleichen Wort unterschiedliche Bedeutungen. Dieser Wortschatz ist ein Ergebnis der kulturellen Geschichte. Die Jugendliche sind diese Wortschatz in ihrer Sozialisation durch ihre Familie, Lehrern und die Medien verinnerlicht.

In manchen Fällen, bleibt das Wort gleich, aber seine Bedeutung ändert sich. Z.B. das Wort “Schwul” wird bis zu den letzten Jahren als Schimpfwort benutzt, seit kurzem bedeutet es in manchen Ländern wie BRD einfach als “ein sexueller Wahl”.

Die Änderung in dem alltäglichen Wortschatz beinhaltet nicht nur neue Wörter, sondern die Bedeutungsänderung der alten Wörter.

2.2.4. Räumliche und zeitliche Ordnung in der Alltagswelt

Realismus der Alltagswelt ist mit dem Ort und der Zeit gebunden. Die Alltagswelt ist räumlich und zeitlich strukturiert.

“Die Wirklichkeit der Alltagswelt ist um das ‘Hier’ meines Körpers und das ‘Jetzt’ meiner Gegenwart herum angeordnet. Dieses ‘Hier’ und ‘Jetzt’ ist der Punkt, von dem aus ich die Welt wahrnehme.” (Berger / Luckmann, 2004, S. 25)

Wie ich später erwähne, mit der Globalisierung änderte sich die Bedeutung von ‘Hier’ und ‘Jetzt’. Man kann gleichzeitig in den verschiedenen Orten der Welt sein und trotzdem gleichzeitig über alles in einem Land Informationen erhalten.

2.2.5. Alltagswelt und Typisierung

“Die Wirklichkeit der Alltagswelt verfügt über Typisierungen mit deren Hilfe ich den Anderen erfassen und behandeln kann.” (Berger / Luckman, 2004, S. 33)

Typisierung ist nötig für die Strukturierung der Alltagswelt. Typisierung ist meistens allgemein wie Polizist, Busfahrer, Bank angestellte sowie Zeitungsverkäufer. Jeder hat eine bestimmte Funktion in der Alltagswelt. Nur bei der Vis-a-Vis-Situation wird die Typisierung konkretisiert wie Bankangestellte in der Bank in unserem Viertel oder der Verkäufer in dem nächsten Aldi-Markt.

Wie wird die alltägliche Welt in der Globalisierung geändert?

3. ASPEKTE DER GLOBALISIERUNG

Globalisierung hat verschiedene Aspekte und verursacht große Änderungen in fast alle Bereichen des gesellschaftlichen Lebens.

In dieser Arbeit wird nur der Einfluss der Globalisierung in dem alltäglichen Leben thematisiert.

3.1. Die Entstehung der transnationale Räume

Transnationale Räume ermöglicht eine direkte Verbindung zwischen Individuen, Organisationen und Gemeinschaften ohne die Vermittlung der nationalen Staaten. Dieser Raum ist nicht nur mit der Migrationsbewegung zu tun, sondern sozialer Beziehungen von jeglicher Art über die Grenzen.

3.2. Die Entwicklung der Kommunikation

Beziehungen über die Grenzen sind nicht möglich ohne die Entwicklung der Kommunikationsmittel wie Handys, Internet, Satelliten-TVs und verbilligte Ferngespräche. Globalisierung schafft neue Zeitlichkeit und Räumlichkeit.

“So verstanden meint Globalisierung: das töten der Entfernung; das Hineingeworfen sein in oft ungewollte, unbegriffene transnationale Lebensformen; oder – in Anlehnung an Anthony Giddens definiert – Handeln und (Zusammen-)Leben über Entfernungen (scheinbar getrennte Welten von Nationalstaaten, religionen, regionen, kontinente) hinweg.” (Beck, 1999, S. 45)

3.3. Die Beschleunigung des täglichen Lebens

Wenn die Kosten der Überwindung des Raums und notwendige Zeitaufwand minimal sind, fand eine Beschleunigung des Lebens statt. Selbst das Arbeitsprozess sich enorm beschleunigt. Immer mehr Menschen wohnen in einer Stadt und arbeiten in anderen. Der Arbeitsprozess wird mehr geteilt als vorher, Z.B. eine NMR-Analyse ein Mensch in London findet in ein paar Minuten in Neu-Delhi statt (weil es dort billig ist). Ohne die Entwicklung der Kommunikationsmitteln ist diese allgemeine Beschleunigung nicht möglich.

3.4. Änderung der Arbeitsbiographien

Vor der Globalisierung hatten viele ArbeitnehmerInnen eine lineare Arbeitsbiographie. Der Lohn der ArbeiterInnen war von der Gewerkschaft stark unterstützt. Wie viel Stundenwoche arbeitet man, nach wie viel Jahren zur Rente geht, war alles vorher bekannt. Das Leben war berechenbar.

Mit der Globalisierung erhöht sich Der Konkurrenzdruck und die Arbeitsorganisation wurde geändert. Die Arbeitszeit ist flexibler und der Gefahr der Arbeitslosigkeit ist erhöht. Eine lineare Arbeitsbiographie ist kaum möglich.

„In der Arbeitswelt ist die traditionelle Laufbahn, die Schritt für Schritt die Korridore von ein oder zwei Institutionen durchläuft, im Niedergang begriffen. Dasselbe gilt für das Hinreichen einer einzigen Ausbildung für ein ganzes Berufsleben. Heute muss ein junger Amerikaner mit mindestens zwei-jährigem Studium damit rechnen, in 40 Arbeitsjahren wenigstens elf Mal die Stelle zu wechseln und dabei seine Kenntnisbasis wenigstens dreimal auszutauschen.“ (Sennett: in Kemper / Sonnenschein, S. 75)

Weiterbildung ist kein neues Wort, nur mit der Globalisierung deutlich Populär im Alltagsleben geworden.

Sicherheit sit auch keinen neuen Begriff, aber mit der Globalisierung und besonders seit 11.09.2001 hat ein neues Inhalt gewonnen.

4. NEUE SICHERHEIT IM ALLTAGSLEBEN

4.1. Kollektives Erlebnis - kollektive Angst

Die Attacke gegen Twin-Towers in New York war nicht die erste Terror-Aktion, die zahlreiche Menschen leben kostet, nur die erste, die fast gleichzeitig in den verschiedenen Ländern der Welt erlebt wurde. Zahlreiche TV-Sender schalteten sich kurz nach der ersten Flugzeugattacke an einem des Towers und kurz danach wenn den zweiten Tower attackiert wurde, Millionen von Menschen, die in verschiedenen Zeitzonen der Welt leben, konnten gleichzeitig die schreckliche Bilder von dem Bildschirm sehen.

Diese Bilder und ihre Interpretationen verbreiteten eine kollektive Angst besonders in den westlichen Ländern. Krieg der Gläubigen (Muslimen) gegen die Ungläubigen (Christen), Krieg gegen die westliche Zivilisation waren die häufigsten Interpretationen. (Spiegel) Diese Bilder, ihre Interpretationen und die Entscheidung einen Krieg gegen den Terrorismus zu führen verbreitete eine kollektive Angst nicht nur in den Vereinigten Staaten, aber in anderen westlichen Ländern. Obwohl Deutschland damals nicht bedroht wurde, hatten zahlreiche Menschen nicht nur Angst, sie wollten sogar ihrer Angst zu den Psychoanalytikern erzählen.

“Auch eine 53 Jahre alte Sozialarbeiterin, die unter depressiven Verstimmungen litt, brachte angesichts der Attentate ihre Wut auf Amerika zur Sprache. Sie berichtete in den 38. Stunde, die von ihr betreuten psychisch Kranken hätten mit Angst reagiert, nachdem Amerika erklärt habe, dass es Aufgrund der Attentate Krieg gegen den Terrorismus führen wolle.”

“Einen schüchterner, unsicherer und unter depressiven Verstimmungen leidender Mann von 40 Jahren, der als Organisationsprogrammierer in der IT-Branche arbeitete, berichtete in der 55. Stunde dass die Anschläge auf New York ‘ein furchtbarer Schock’ gewesen seien: Seine Frau und seine beiden Kinder hätten Dienstagabend und Dienstagnacht nur geweint.” (Busch, 2008, S. 49-50)

Die Menschen fühlen sich unsicher und sind offen für ein verbreitetes Sicherheits-konzept. Dieses neue Konzept fängt mit der Interpretationen dem 11.09.01 von George W. Bush und Osama Bin Laden und erweitert sich mit den Bomben in London, Madrid und Bali… Obwohl Trojanow-Zeh erklärte, dass “Sicherheit ist keine Tatsache, sondern ein Gefühl ist” (2009, S. 47), diese Aussage soll ergänzt werden durch den konkrezierten Gefahr von Auto- und Kofferbomben. Wir sind heute sicherer von der Bedrohung durch einen Atomkrieg, nur ziemlich verwundbar durch Koffer- und Autobomben.

Gefahr durch Kofferbomben ist konkreter als die Gefahr von Atombombe und zweite vernichtet alle Menschen, nur die Kofferbomben richten sich zu den Menschen die meistens in bestimmten Ländern leben.

4.2. Leben mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen

4.2.1. Biometrische Reisepass

In den neuen Reisepässen sollen digitalisierte Photos und die Fingerabdrücke des Passinhabers gespeichert werden. Diese Vorbeugungsmaßnahme ist eigentlich als “viel Lärm um nichts” bezeichnet werden können, weil bis jetzt keinen Terrorist gefälschtes Pass bei sich trug.

4.2.2. Telefonüberwachung und Onlinedurchsuchungen

“Im Jahr 2007 wurden im Bereich der Strafverfolgung Überwachungsanordnungen für rund 44,000 Telefonnummern (c. 39,000 mobil, ca. 5000 Festnetz) umgesetzt.” (Trojanov / Zeh, 2009, S. 57)

Erfolgsquote war gering und wie viel davon mit dem Terrorismusgefahr zu tun hat, ist ungewiss. Inzwischen ist es technisch möglich alle E-Mails durchzusuchen.

Was hier besonders wichtig ist, ist nicht nur den geringen Erfolgsquote, aber die Normalisierung des alltäglichen Verfahrens. Protest gegen den Überwachungsstaat ist gering, weil alle bürgerfreiheitbeschränkende Maßnahmen verinnerlicht sind.

4.2.3. Rasterfahndung

Die Polizei vermutet, dass viele Terrornetzwerkemitglieder unentdeckt bleiben. Sie führen ein normales Leben bis in die Aktionszeit. Um die Schläfer zu entdecken wird Rasterfahndung angeordnet. Die Daten der bestimmten Personen (besondere Religion –Muslime-, besondere Nationalität (Arabern) werden ständig überprüft. Strenge Überwachung der bestimmten Plätzen (Moscheen, Vereinen der bestimmten Migrant-Innen) wird intensiviert.

“Beim Einsatz der Rasterfahndung im Jahr 2004 wurde nach der Auswertung von 8,3 Millionen Datensätzen (ein Zehntel der gesamten deutschen Bevölkerung!) ein einziges Ermittlungsverfahren eingeleitet und bald darauf wieder eingestellt. (Trojanov / Zeh, 2009, S. 55)

Obwohl die Quote null ist, die Überwachung und Rasterfahndung hilft eine neue Typsierung im alltäglichen Leben: Die Terrorverdächtige Typen und Nationalitäten.

4.3. Neue Typisierung im Alltag

“Am Flughafen ziehen wir unsere Schuhe und Gürtel aus und warten um so länger, wenn vor uns in der Schlange ein Mann mit arabischem Nachnamen oder orientalischen Gesichtszügen steht.” (Trojanow-Zeh, 2009, S. 35 )

Bestimmte Typen im Alltag werden nicht immer als Terrorist, aber oft als “gefährlich” oder “verdächtig” eingestuft. Bei der Straßensperren der Polizei oder übliche Ausweiskontrollen werden die arabisch aussehenden Männer deutlich länger angehalten als die anderen.

Der erweiternden Begriff Sicherheit führt zu einer neuen Typisierung im Alltag.

5. SCHLUSSFOLGERUNG

Der Begriff Sicherheit hat immer einen wichtigen Platz im menschlichen Leben: Sicherheit für die Zukunft, Sicherheit der Arbeitsplätze, Verkehrssicherheit… Eine Art von Sicherheit hat deutlich mehr Bedeutung: Sicherheit gegen Terrorismus.

Diese Art von Sicherheit war auch ein Thema im Bundestagswahlkampf. Eine Wahlplakat der CDU war über dieses Thema: Leben im Sicherheit.

Nach der Wahl diskutiert in der Presse bei der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU’CSU und FDP, ob Überwachungsstaat teilweise Zurückgedrängt wird. (Geht Freiheit wieder vor Sicherheit, Die Zeit, 01.10.2009)

Die Erweiterung der Bedeutung des Begriffs hat engen Verbindung mit der wichtigen Bestandteilen der Globalisierung wie Massenkommunikation und Gleichzeitigkeit über die verschiedenen Zeitzonen und Plätzen, die beeinflusst die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit.

Einer der Klassiker der Wissenssoziologie “Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit” von Berger und Luckman soll in zwei Punkten aktualisiert werden.

Erstens: Die Gesellschaft besteht nicht nur in der nationalen Grenzen, sondern als global betrachtet werden.

Zweitens: Zeit- und Ortgebundenheit der Wirklichkeit ist geändert.

6. WEITERE FORSCHUNGSTHEMA

Während der Präsidentschaft von George W. Busch in den Vereinigten Staaten zahlreiche Sozialleistungen wurden verringert sogar abgeschafft. Trotzdem hatte die Bush-Regierung jahrelang die Unterstützung des Volkes.

Wie funktioniert der Kampf gegen den Terrorismus über die soziale Rechte im eigenen Land?

7. LITERATURHINWEISS

1. Beck, Ulrich (1999): Was ist Globalisierung, Frankfurt am Main

2. Berger L. Peter / Luckmann, Thomas (2004): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, Frankfurt am Main

3. Die Zeit, 01.10.2009, Hamburg

4. Knoblauch, Hubert (2005): Wissenssoziologie, Konstanz

5. König, Hans-Dieter (2008): George W. Bush und der fanatische Krieg gegen den Terrorismus, Giessen

6. Kemper, Peter / Sonnenschein, Ulrich (Hrsg.) (2002): Globalisierung im Alltag, Frankfurt am Main

7. Krüger, Marlis (1981): Wissenssoziologie, Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz

8. Luckmann, Thomas (2002): Wissen und Gesellschaft, Konstanz

9. Luckmann, Thomas (2007): Lebenswelt, Identität und Gesellschaft, Konstanz

10. Maasen, Sabine (2003): Wissenssoziologie, Bielefeld

11. Trojanow, Ilija / Zeh, Juli, 2009: Angriff auf die Freiheit, München