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Der Europäische Friedensrat Türkei/ Kurdistan PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Engin Erkiner   
Dienstag, 20. Januar 2009 um 20:01
Ziele und Tätigkeiten: Der Europäische Friedensrat Türkei/ Kurdistan hat sich am 26. April 2008 auf einer Gründungsversammlung in Düsseldorf, an welchem über 300 Delegierten unterschiedlicher politischer, ethnischer und religiöser Herkunft aus verschiedenen europäischen Länder teilnahmen und ihren Beitrag zu friedlichen und demokratischen Lösung der kurdischen Frage leisten möchten, konstituiert.  

Ziel des Europäischen Friedensrates Türkei/Kurdistan ist es, einen Beitrag zur friedlichen und demokratischen Lösung der Kurdenfrage zu leisten.Die Vertreter der Türkischen Republik sind aus dem Verständnis der vergangenen 25 Jahren mit dem Ansatz „Es gibt das kurdische Volk und seine Sprache nicht“ nun in die Anerkennung übergegangen. Die Anerkennung des kurdischen Volkes und dessen Sprache wurden aber nicht auf einer demokratischen und stabilen Grundlage konstruiert. Inzwischen können Rückschritte vorgenommen werden und der seit Vierteljahrhundert ununterbrochen andauernde Krieg, welcher bereits etwa 50.000 Menschen das Leben kostete, kann gewalttätiger fortgesetzt werden.  

 

Das aktuellste Beispiel hierzu ist der Status der kurdischen Sprache. In der Türkei ist die kurdische Sprache „offiziell“ legitimiert. Die Menschen können sich öffentlich in kurdischer Sprache unterhalten und in gewisser Weise in Kurdisch publizieren. In dieser Legitimität gibt es jedoch z.B. folgende Einschränkungen. Die Buchstaben „X, Q, und W“, welche in der kurdischen Sprache vorkommen aber in der Türkischen Sprache nicht enthalten sind, sind verboten und somit bilden sie eine Grundlage für die Verfolgung durch die Staatsmacht.   

 

Selbst die Benennung der Parks und Blumen können von der türkischen Justiz verfolgt werden. Die Namensgebungen für Parkanlagen Seitens kurdischer Bürgermeister, welche keinerlei politischen Inhalt hatten, wurden verboten.Kurdische Politiker und Bürgermeister werden gerichtlich bestraft, weil sie Kurdisch sprechen und kurdische Sprache anzuwenden. Es ist immer noch verboten, bei politischen Anlässen, wie z.B. bei Wahlen, Kurdisch zu sprechen. Es ist nicht einmal erlaubt, Kurdisch im öffentlichen Leben, etwa in Schulen oder Gerichten anzuwenden.   

 

Seit Beginn des Jahres 2009 hat ein Kanal des staatlichen Senders „TRT“ begonnen, Kurdisch auszustrahlen. Für Außenstehende kann dies als ein großer Fortschritt in Richtung einer demokratischen Lösung der Kurdenfrage betrachtet werden. Jedoch entspricht dies nicht der Wahrheit. Alle oben genannten Verbote bestehen parallel zur täglichen Ausstrahlung des Staatsfernsehens TRT in kurdischer Sprache. Die Hindernisse zur Nutzung der kurdischen Sprache werden in der Verfassung und in anderen Gesetzen weiterhin beibehalten.   

 

Der türkische Staat, welcher nun einen kurdischen Fernsehsender ausstrahlt, weigert sich nach wie vor durch politische Schritte manifeste und gerechte Lösungen zur Kurdenfrage beizusteuern. Die militärischen Operationen werden ohne Unterbrechung weiter fortgesetzt und die türkischen Kampfjets bombardieren nahezu täglich irakisch-kurdisches Territorium.   

 

Leyla Zana, die 10 Jahre im Gefängnis saß und nie eine Waffe in der Hand hielt und sich unermüdlich um die friedliche Lösung der Kurdenfrage bemüht, wurde im Dezember 2008 zu weiteren 10 Jahren Gefängnishaft verurteilt.    

 

Beitrag zur demokratischen Lösung der Kurdenfrage  Der Europäische Friedensrat Türkei/ Kurdistan intensiviert seinen Beitrag zur demokratischen und friedlichen Lösung der Kurdenfrage folgendermaßen: Der Europäische Friedensrat Türkei/ Kurdistan hat das Ziel, zur friedlichen und demokratischen Lösung der Kurdenfrage beizutragen. Die Sensibilisierung der demokratischen Öffentlichkeit in Europa, Öffentlichkeitsarbeit und Abwehr von Nationalistischen Bestrebungen (mit denen der Konflikt in der Türkei nach Europa getragen und somit Feindschaft zwischen unterschiedlichen Ethnien geschürt werden) sind vordringliche Aufgaben.   

 

Er ist bestrebt, in diesem Zusammenhang als eine Lobby des Friedens auf allen Ebenen des gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens in Europa zu wirken. Gleichzeitig versteht sich jedoch der Europäische Friedensrat Türkei/ Kurdistan als ein Grundbestandteil der Europäischen Friedenbewegung und handelt in diesem Sinne.   

 

Er ist gewillt, mit ihren europaweiten Organisationsstrukturen gemeinsam mit der Friedensbewegung in Europa für eine andere, gerechte und friedliche Welt zu kämpfen. Die Entwicklungen in der Türkei, im Mittleren Osten, in Europa und weltweit sollten uns mehr denn je ermutigen, noch stärker für eine Welt ohne Militär und Krieg, für soziale Gerechtigkeit und Solidarität einzusetzen.   

 

Die Übergreifung der Auseinadersetzungen nach Europa   Auf unserer Welt gibt es fast keine regional beschränkten Auseinadersetzungen mehr. Eine Auseinandersetzung, welche sich in einem Teil der Welt ereignet, beeinflusst auch diejenigen, die aus einer Migrationswelle heraus in unterschiedliche Länder verstreut sind.   Da die demokratischen Rechte des kurdischen Volkes bisher nicht anerkannt wurden und ein blutiger Krieg ausgetragen wird, werden dadurch die Beziehungen der Kurden und Türken nicht nur in der Türkei und in Kurdistan belastet, sondern auch hier in Europa. Die Feindschaft auch unter den in zahlreichen Ländern Europas verstreuten türkischen und kurdischen Migranten nimmt enorm zu. Die Atmosphäre zwischen den türkischen und kurdischen Jugendlichen ist angespannt.  

 

 Diese Anspannung wird bewusst durch die Auslandsvertretungen der Türkei und die türkischen Medien in den Europäischen Ländern angeheizt. Kurdische, Armenische und Assyrische Vereine und Geschäfte werden angegriffen. Die ungelöste Kurdenfrage besteht nicht nur in einer 3.000 km weit entfernt liegenden Region, sie ist auch hier unter uns.   

 

Der Europäische Friedensrat Türkei/ Kurdistan ruft alle demokratischen und friedliebenden Kräfte und Menschen auf, für die friedliche Lösung der Kurdenfrage einen kleinen Beitrag zu leisten und unsere diesbezüglichen Bemühungen zu unterstützen.

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